Mein Apfelbäumchen
Ich weiß gar nicht, wie ich beginnen soll,
So viel Gedanken, und mein Herz ist übervoll,
So viel Gefühle drängen sich zur selben Zeit:
Freude und Demut und Dankbarkeit.
Im Arm der Mutter, die dich schweigend hält,
Blinzelst du vorsichtig ins Licht der Welt,
In deinen ersten Morgen, und ich denk‘:
Dies ist mein Kind, welch ein Geschenk!
Wenn alle Hoffnungen verdorr‘n,
Mit dir beginn‘ ich ganz von vorn,
Und Unerreichbares erreichen, ja ich kann‘s!
Du bist das Apfelbäumchen, das ich pflanz‘!
Sieh dich um, nun bist du ein Teil der Welt,
Die sich selbst immerfort in Frage stellt,
Wo Menschen ihren Lebensraum zerstör‘n,
Beharrlich jede Warnung überhör‘n.
Ein Ort der Widersprüche, arm und reich,
Voll bitt‘rer Not und Überfluß zugleich,
Ein Ort der Kriege, ein Ort voller Leid,
Wo Menschen nichts mehr fehlt, als Menschlichkeit!
Du bist ein Licht in ungewisser Zeit,
Ein Ausweg aus der Ausweglosigkeit,
Wie ein Signal, den Weg weiterzugeh‘n,
Herausforderung weiter zu besteh‘n.
Wo vieles voller Zweifel, manches zum Verzweifeln ist,
Da macht ein Kind, daß du alle Zweifel vergißt.
Es sind in einer Welt, die ziel- und ratlos treibt,
Die Kinder doch die einz‘ge Hoffnung, die uns bleibt!
1986