22. Oktober 2024
Weißt du noch, Anja und Robert, die ein Haus am Meer baun wollten?
Weißt du, wie sie zu uns kamen und die heißen Tränen rollten
Bis auf den sternblauen Trenchcoat. Weißt du noch, wie wir da standen,
Wie wir zu trösten versuchten und doch keine Worte fanden?
Hans und Lisa, die so viel von ihrem Lebensplan erzählten,
Möbel kauften und Tapeten fürs Kinderzimmer auswählten.
Weißt du noch Peter und Petra, die nicht von einander wichen,
Die so schön zusammenpassten, die wir mit Romeo und Julia verglichen.
Nichts ist für immer,
Nichts ist uns für alle Zeit geschenkt.
Nichts ist für immer,
Wie man immer denkt.
Der Gipfel ist so viel schwerer festgehalten als erklommen.
Gar nicht leicht, sich einzurichten, einmal am Ziel angekommen.
Zwischen Schrankwand und Kassrollen Mut zu finden, jeden neuen
Tag zu einem Fest zu machen, Blumen auf den Weg zu streuen.
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Hast du nie selbst dagestanden und in manchen bittren Stunden
Den Mut und die Kraft verloren und den Ausweg nicht gefunden,
Bereit, alles wegzuwerfen, alles hinter dir zu lassen.
Wieviel Mut kostet es, nicht zu gehn und wieder neuen Mut zu fassen.
Nichts ist für immer,
Nichts ist uns für alle Zeit geschenkt.
Nichts ist für immer,
Wie man immer denkt.
Welcher rauhe Wind hat sie alle auseinander getrieben.
Nun sind von den Unzertrennlichen nur wir übrig geblieben.
Lass uns eng zusammenrücken, lass uns in den bitterkalten
Wintermorgen unsres Lebens einander wärmen und zusammenhalten.
Nichts ist für immer,
Nichts ist uns für alle Zeit geschenkt.
Nichts ist für immer,
Wie man immer denkt.
Aus „Nach Haus“, 2024
Foto © Hella Mey