24. Februar 2024
Gebor’n in einer Stadt, vom Krieg verwüstet und zerstört,
Habe ich, seit ich hören kann, „nie wieder Krieg!“ gehört.
Ich hab’ meine Lektion so gut gelernt, hab’ von so nah
Den Krieg gesehn, daß auch das Kind begriff, was da geschah.
Manch Ängste, weiß ich, werd ich nie verlieren
Und Bilder nicht aus meinem Kopf radieren.
Und Krieg ist ein Verbrechen, kein Krieg ist je gerecht
Und ihr, die ihn uns schönredet und das Gelübde brecht,
Euch fromme Beter hör ich nun eifrig die Trommel rühr’n,
Um andrer Leute Kinder in eure Schlachten zu führ’n.
Erinnert ihr euch, ihr wolltet nie wieder, nie wieder Krieg –
Die Waffen nieder!
Es heißt, sie machen ihren Job, sie tun nur ihre Pflicht.
Wie ihr es auch verharmlost, so täuscht ihr uns doch nicht:
Der Job heißt Minen legen, die Pflicht heißt bombardier’n,
Vernichten und verstümmeln, auslöschen und liquidier’n,
Heißt brandschatzen, Menschen zu Tode hetzen,
Die eigne Seele für immer verletzen.
Manchmal seh ich unter dem großen Helm ein Kindsgesicht,
Aus dem blankes Entsetzen, die schiere Verzweiflung spricht,
Wenn es erschüttert sehen muß, für welch schändliche Tat,
Für welch schmutz’ges Verbrechen es sich hergegeben hat
Und ahnt: Die Schuld wirst du nicht los, nie wieder. Nie wieder Krieg,
Die Waffen nieder!
Glaubst du, in deinem gottverlaßnen Loch im Wüstensand
Verteidigst du deine Kinder, dein Dorf oder dein Land?
Glaubst du, wenn du mit deinen großen High-Tech-Stiefeln kommst,
Das Land aus hellem Himmel zurück in die Steinzeit bombst,
Du könntest es befrei’n durch Blutvergießen,
Frieden in die Herzen der Menschen schießen?
Nein, wieder wirst du für eine schlechte Sache mißbraucht:
Für Macht, für Öl, für Stahl, damit der Rüstungsmotor faucht,
Für diese große Kumpanei, die dich, wie’s ihr gefällt,
Am Ende der Welt als lebende Zielscheibe hinstellt.
Verwehr’ ihr den Gehorsam, sag: Nie wieder! Nie wieder Krieg,
Die Waffen nieder!
Aus „Nanga Parbat“, 2004
Foto © Hella Mey